Die Vereinschronik
Leider geht aus keinem der uns überlieferten Schriftstücke hervor, wie lange die Gründer unseres Vereins vor der Niederschrift der uns erhaltenen 1. Schützenordnung zusammenkamen. In dieser schönen alten Handschrift der Zimmerstutzengesellschaft Reichertshausen an der Ilm, die in der Generalversammlung vom 17. Januar 1893 beschlossen wurde, war das Vereinsleben durch 20 Paragraphen geordnet. In diesen Statuten sind aufgezeichnet, wie auch in unserer heutigen Satzung:
- Vereinsaufgaben
- Vereinsführung
- Mitgliederaufnahme
- Mitgliederpflichten
- Beiträge, Beitragsverwendung
- Verhaltensregeln vor und nach dem Schießen.
Strenge Sitten
Die Sitten und Bräuche waren damals weitaus strenger als heute. Zum Beispiel wurden nur Mitglieder mit gutem Leumund und ab 21 Jahren aufgenommen (unsere Jugend kann jetzt schon mit 12 Jahren dem Verein beitreten). Die Beiträge in dieser „guten alten Zeit“ waren für den damaligen Geldwert höher als heute. So kostete die Aufnahmegebühr 2 Mark, ein Hauptschuss 10 und ein Glückschuss 5 Pfennige. Außerdem war bei zweimaligem Fernbleiben ohne triftigen Grund eine Ordnungsmaßnahme von 20 Pfennig fällig. Im Paragraph 10 der Statuten war festgelegt, dass während der Wintermonate je einmal montags abwechselnd beim Kistlerwirt (heute Gasthaus Fuchs) und einmal beim Liebhardt (heute Gasthaus Lindermeir) geschossen wird.
Bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914 wurde das gesellige Leben von November bis Ende März betrieben. Erst 1923 wurde der Schießbetrieb mit ca. 35 Schützen beim Liebhardt wieder aufgenommen und bis März 1939 fortgeführt. Nach elfjähriger Pause, verursacht durch den 2. Weltkrieg und die darauffolgende amerikanische Besatzung, wurde der Verein als Schützengesellschaft Reichertshausen am 22. Januar 1950 mit 63 Mitgliedern wieder zu neuem Leben erweckt.
Der Name unseres Vereins "Schützenverein Drei Buchen"
Zur wesentlichen Verbesserung des Versicherungsschutzes der Mitglieder schloss man sich 1956 dem damals noch bestehenden Schützengau Pfaffenhofen an. Bei dieser Gelegenheit wurde auch über den heutigen Namen unseres Vereins „Schützenverein Drei Buchen“ entschieden, benannt nach drei uralten Buchen, die noch heute eng miteinander verwachsen, im Wald Richtung Paunzhausen zu sehen sind. Leider musste der Schießbetrieb ab Mai 1966 eingestellt werden, da der Gasthof Lindermeir umgebaut wurde. In dem modernisierten Gasthof konnte erst am 6. Juni 1975 das Vereinsleben mit vier Schießständen im Speicher wieder aufgenommen werden. Im gleichen Jahr schloss sich der Verein dem Schützengau Massenhausen an.
Schützenkette, Jugendkette und Vereinsfahne
Seit 1976 ist der Verein stolzer Besitzer einer Schützenkette und seit 1980 besitzen wir auch eine Jugendkette. Am 28. Mai 1978 wurde anlässlich des 85-jährigen Vereinsjubiläum unsere Vereinsfahne geweiht. Fahnenmutter ist Frau Mariele Oberhauser. Der Spruch auf der Fahne lautet:
“Wenn Treue und Glaube walten, bleibt der Verein erhalten.”
90-jähriges Vereinsjubiläum
Im April 1983 fand das 26. Gauschießen des Schützengaues Massenhausen in Reichertshausen statt. Am 15. Mai 1983 war das 16. Gauschützenfest mit Preisverleihung. Zugleich wurde das 90-jährige Vereinsjubiläum mit dem 60-jährigen Gaugründungsfest gefeiert. Anlässlich des 90-jährigen Bestehens hat Freiherr Volker von Cetto den Schützen die drei Buchen, das Wahrzeichen des Vereins geschenkt.
Das Amt des 1.Schützenmeisters hatte ab 1975 Ulrich Oberhauser inne. Im November 1984 trat er zurück; an seine Stelle wurde Alois Zaisch gewählt, der bis 2012 den Verein führte. Bei den turnusmäßigen Neuwahlen im April 2012 kandidierte Alois Zaisch nach fast 28 Jahren nicht mehr. Sein Nachfolger wurde der bisherige stellvertretende Schützenmeister Albert Kneilling. Im Dezember 2015 wurde Alois Zaisch nach einstimmigem Beschluss der Mitgliederversammlung zum Ehrenschützenmeister ernannt.
Bau eines Schützenheims
Die wöchentlichen Schießabende wurden bis zum Ende der Schießsaison 1991/1992 im Dachgeschoß des Gasthofes Lindermeir abgehalten. Wegen Eigenbedarf der Gastwirtsfamilie war man gezwungen, eine neue Bleibe zu finden. Bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 10. April 1992 entschied sich die Mehrheit der anwesenden Mitglieder für den Bau eines eigenen Schützenheimes.
In der Waschhalle des Feuerwehrhauses konnte vorübergehend der Schießbetrieb fortgeführt werden. Das Feuerwehrstüberl diente als Aufenthaltsort. Dann stand 1993 der nächste Umzug an. Aufgrund behördlicher Verfügung musste das Schießen im Feuerwehrhaus eingestellt werden.Das Jubiläumsschießen, das mit den gemeindlichen Schützenvereinen anlässlich des 100-jährigen Gründungsfestes geplant war, konnte dankenswerterweise am Schießstand von Eichenlaub Lausham durchgeführt werden.
Am 19./20. Mai 1993 feierte der Verein sein 100-jähriges Gründungsfest im Rahmen des Reichertshausener Volksfestes.
Zur Aufrechterhaltung des Schießbetriebs und der Schützenkameradschaft stellte die Firma Auto Haun von 1993 bis 1995 im alten Wohnhaus Räume zur Verfügung.
Der erste Spatenstich für das neue Schützenheim erfolgte am 21. Mai 1994.
Wissenswertes vom Schützenheim-Bau
Die Bauzeit bis zur endgültigen Fertigstellung dauerte 2 Jahre und 4 Monate.
Die Gesamtbaukosten betrugen DM 500.000,-. Die Fremdleistung betrug 52% DM 260.062,-. In Eigenleistung und Sachleistungen wurden 48% erbracht DM 239.938,-.
Eigenleistung gesamt: 8.429 Stunden. Die Eigenleistung erbrachten 69 Mitglieder und Gönner.
Zinslose Darlehen der Mitglieder: DM 59.000,-
Die Gesamtspenden betrugen DM 13.144,-.
Von jedem Mitglied ab 21 Jahre wurde eine Umlage von DM 300,- erhoben. Von den anrechenbaren Kosten hat die Gemeinde 15% bezuschusst. Vom BSSB wurde aus Landesmitteln zur Förderung des Sports 20% Zuschuss bewilligt.
Der selbstlose Einsatz der Mitglieder Peter Waidosch und Rudolf Hofmann sei hier besonders zu erwähnen. Die beiden wurden später zu Ehrenmitgliedern ernannt. Die Schützendamen kümmerten sich um das leibliche Wohl der Bauarbeiter. Im Oktober 1995 waren die acht neuen Schießstände so weit hergestellt, dass das Anfangsschießen darin durchgeführt werden konnte. Das Vereinslokal pachtete ab Mai 1996 Luciano Costa und führte es als „Ristorante Casa Mia“. Am 7./8. September 1996 fand die offizielle Einweihung mit Tag der offenen Türe und einem Bogenschießen auf dem Parkplatz statt.
Kauf des Schützenheim-Grundstückes
In der Jahreshauptversammlung im April 2003 entschieden sich die Mitglieder für den Kauf des Schützenheim-Grundstücks, da eine Pachtverlängerung auf 30 Jahre nicht möglich war. Die Baugenehmigung für einen unterirdischen Feuerkurzwaffenstand über 25 Meter mit Option auf 100 Meter wurde mit Beschluss der Mitgliederversammlung vom 20.04.2007 nicht mehr verlängert.
Das 110-jährige Bestehen des Vereins feierten die Schützen am 25. Mai 2003 auf dem Bogenplatz. Ein kleines Zelt wurde aufgestellt und es gab Gegrilltes, Kaffee und Kuchen. Für die Besucher wurde ein Schnupperschießen mit Luftgewehr und Bogen angeboten. Die gesamte Bevölkerung war eingeladen.
Gründung der Bogenabteilung
Im Jahr 1993 reifte in einigen Schützenkameraden der Wunsch, eine andere Art des Schießens zu praktizieren, das Bogenschießen. Ein geeigneter Platz an der Frühlingstraße in Reichertshausen wurde hergerichtet, Rasen angesät und Schießständer aufgestellt.In München wurden Leihbögen besorgt und Ende Mai 1993 flogen schon die ersten Pfeile.
Am 1. August 1993 war offizielle Einweihung des Bogenplatzes mit einem sehr gut besuchten Schnupperschießen. Im September 1996 war dann der Anfang der regelmäßigen Freundschaftsturniere mit den Bogenschützen der SG Edelweiß Bruckmühl.
Im Jahr 1998 ergab sich die Möglichkeit, ein Grundstück am Kammererberg unmittelbar neben dem Schützenheim anzupachten. In der Mitgliederversammlungim gleichen Jahr stimmte die überwiegende Mehrheit für die Verlegung des Bogenplatzes.
Bereits im Herbst 1998 wurde Rasen angesät und am 13. Juni 1999 fand die offizielle Einweihung mit ökumenischem Segen und
Prominentenschießen der geladenen Ehrengäste statt.
Am Vortag des Einweihungsfestes richteten die Bogenschützen ein Vergleichsschießen mit den Gastvereinen aus Bruckmühl und Hilgertshausen aus.Die Mitglieder der Bogenabteilung suchten nun nach einer Möglichkeit, auch im Winter trainieren zu können. Ab Oktober 2000 übten die Bogenschützen in der Turnhalle der Schule Ilmmünster ihren Sport aus.
2007 ergab sich die Option, das Untergeschoß der Gemeinde-Bibliothek für das Bogenschießen im Winter zu nutzen. Die Halle wurde von den Mitgliedern entsprechend hergerichtet und am 4. Dezember 2007 mit einer kleinen Feier und Prominentenschießen offiziell eröffnet.
2012 musste die Bogenabteilung jedoch wieder einen Umzug planen. Das Bibliotheks-Untergeschoß sollte als Mensa der Hauptschule genutzt werden. In der Schulturnhalle konnten nun feste Schießzeiten belegt werden. Während der Renovierung der Schulturnhalle dient vorübergehend die Ilmtalhalle als Ausweichquartier.
Gründung der Feuerwaffenabteilung
Im Sommer 1985 wurde eine Vorderladerabteilung zum Salutschießen gegründet. Im Juni 1988 bekamen die Vorderladerschützen den Status „Tradition“ zuerkannt und zugleich die Erlaubnis zum Schießen mit einer Flinte ausgesprochen. Unter der Leitung von Feuerwaffenreferent Hans Wenninger treten die Salutschützen bei besonderen Anlässen, z.B. runden Geburtstagen bei Vorstandsmitgliedern und Ehrenmitgliedern an.
Rundenwettkampf
Seit1985 beteiligen sich die Reichertshausener Schützen beim Rundenwettkampf, anfangs mit einer Herren- und einer Damen-Mannschaft. Ab 1987 gab es im Gau Massenhausen keine Damenrunde mehr. Es traten nunmehr gemischte Mannschaften an. Reichertshausen bildete ein zweites Luftgewehr-Team.
Die 1. Mannschaft schaffte 2014erfolgreich den Aufstieg in die Gauliga. Leider reichte es in der Saison 2015/2016 nicht zum Klassenerhalt; in den letzten beiden Runden bestritt das Team die Begegnungen in der A-Klasse.
Die 2. Luftgewehr-Mannschaft warin der Vergangenheit beieinigen Auf- und Abstiegen überwiegend in der E-Klasse und B-Klasse eingeteilt. Nach einem kurzen Gastspiel 2016/2017 in der A-Klasse schoss das Team in der Saison 2017/2018 in der Gruppe B und belegte am Ende den 5. Platz.
Zu den beiden Luftgewehrteams kamen in der Saison 2016/2017 eine Luftpistolen-Mannschaft und eine Mannschaft für „Aufgelegt-Schießen“ hinzu, die in der vergangenen Saison in der E-Klasse antraten. Die Pistolenschützen legten in der Hinrunde 2017/18 einen rasanten Start hin mit keiner einzigen Niederlage. In der Rückrunde musste dann doch —mal ein Punktverlust hingenommen werden.
Eine wachsende Beliebtheit erlebt das Schießen mit Auflegen. So konnte in der Saison 2016/2017 eine Mannschaft aus dem Verein zum Rundenwettkampf angemeldet werden. Bereits ab 51 Jahren ist das Aufgelegt-Schießen in den Seniorenklassen möglich, ab 66 Jahren ist sitzend schießen erlaubt. Diese neuen Regelungen sind ein Ansporn für die nicht mehr ganz so jungen Schützen, den Schießsport mit noch guten Resultaten auszuüben.
Von 1995 an startete vom Verein auch eine Jugend-Mannschaft bei den Rundenwettkämpfen, betreut vom engagierten Jugendleiter Eduard Seemüller. Der Gau Massenhausen stellte 2005 mangels Jungschützen diesen Wettbewerb ein.
Der Verein ist deshalb bestrebt, die jungen Nachwuchsschützen so gut wie möglich in die Mannschaften zu integrieren und so das Interesse am Schießsport bei den Jungschützen zu wecken und zu erhalten.
Sportliche Höhepunkte der Bogenschützen
Die Bogenschützen gründeten 2010 eine Ligamannschaft, die gleich nach der ersten Saison in die Bezirksliga Oberbayern aufgestiegen ist. In der Saison 2011/2012 kam eine zweite Mannschaft hinzu, die in der Bezirksklasse Nord Oberbayern startete. Die Ligawettkämpfe werden in der Halle in einer Entfernung von 18 m ausgetragen.
Bei vielen weiteren Turnieren in Nah und Fern, z. B. 24-Stunden-Turniere, Drei-Waffen-Turniere beteiligen sich die Reichertshausener Bogenschützen sehr erfolgreich.
Mariana Liana Sandro wurde 2014 Oberbayerische Meisterin in der Halle mit 552 Ringen. Die Damen-Mannschaft der Reichertshausener Bogenschützen mit Mariana Liana Sandro, Beate Pointner und Irene Schäffer erreichte bei der Oberbayerischen Bezirksmeisterschaft Bogen Halle 2015 den 3.Platz mit 1530 Ringen. Bei der Bayerischen Meisterschaft im gleichen Jahr kamen sie ebenfalls auf den 3. Platz mit 1515 Ringen.
Herausragendes Ereignis war die Teilnahme von Mariana Sandro und Beate Pointner an der Deutschen Meisterschaft in Biberach/Riss vom 06.-08. März 2015. Beate Pointner in der Damen-Altersklasse erreichte den 18.Platz; Mariana Sandro in der Damenklasse landete auf Platz 24.
Gemeindeschießen
In der Saison 1995/1996 wurde durch Iniative des damaligen Gemeinderates Josef Weber das Gemeindeschießen ins Leben gerufen, das jährlich abwechselnd bei den vier gemeindlichen Schützenvereinen durchgeführt wird. Die Reichertshausener Schützen konnten in nunmehr über 20 Jahren insgesamt 15mal den Sieg einfahren. Von 2000 bis 2007 gab es ein eigenes Gemeindepokalschießen für die Jugend. Hier war Reichertshausen fünfmal erfolgreich.
Seit 2008 wird jedes Jahr der Gemeinde-Schützenkönig ermittelt. Die Gemeinde stiftete hierfür eine Königskette. Die „Drei Buchen“-Schützen errangen bisher fünfmal die Gemeindekönigs-Würde.
Weitere Aktivitäten des Vereins
Bei den Indiaca-Gaudi-Turnieren, die der Indiaca Sport Club – kurz ISC – jährlich ausrichtete, nahm auch jeweils eine Mannschaft der „Drei Buchen“-Schützen teil und erreichte mehr als einmal den 1. Platz. Das Turnier wurde vor einigen Jahren eingestellt.
An der Gemeinde-Olympiade „Spiel ohne Grenzen“, die von 1996 bis 2007 jährlich durchgeführt wurde, beteiligte sich mit viel Spaß und großem Einsatz unsere Schützenjugend.
Zahlreiche Vergleichsschießen mit benachbarten und befreundeten Schützenvereinen trugen und tragen zum geselligen Teil des Vereins bei.
Die Freundschaftsturniere der Bogenabteilung mit der SG Edelweiß Bruckmühl haben langjährige Tradition.
Seit 2012 laden die Schützen einmal im Jahr die Bevölkerung zum Schnupperschießen im Rahmen der Aktion „Wochenende der Schützenvereine“ ein. Unter Anleitung und Betreuung der Vereins-Übungsleiter haben die interessierten Gäste Gelegenheit, Luftgewehr, Luftpistole und Bogenschießen auszuprobieren.